Reden statt schweigen

In einem Leserbrief von Pedro Hertel und Gerhard Sammet ist mein Name im Zusammenhang mit dem von Frank Kuschel und der Wahl des Thüringer Ministerpräsidenten am 5. Dezember 2014 genannt.

In einem Leserbrief von Pedro Hertel und Gerhard Sammet ist mein Name im Zusammenhang mit dem von Frank Kuschel und der Wahl des Thüringer Ministerpräsidenten am 5. Dezember 2014 genannt.

Dazu stelle ich fest:

  1. Ja, ich war 1990 in der genannten Kommission zur Aufarbeitung von Korruption und Amtsmissbrauch. Sie war vom Runden Tisch eingesetzt.
  2. Mein wichtigstes Anliegen in dieser Kommission mitzuarbeiten war damals die Aufarbeitung von Unrecht und nicht die Person Frank Kuschel.
  3. Die Kommission ist nach der Wahl des 1. Kreistages nach der Wende aufgelöst worden. Ein Petitionsausschuss hat dann die Arbeit fortgesetzt. Auch in dem war ich Mitglied. Meines Wissens nach die Herren Hertel und Sammet nicht, da sie keine Kreistagsmitglieder waren.

Warum sich jetzt die Beiden animiert sehen, 25 Jahre danach Dinge aus Beratungen dieser Kommission öffentlich zu machen, ist leicht zu durchschauen. Ihnen geht es nicht um die Würdigung der wichtigen Arbeit dieser Kommission in einer exponierten Zeit der Geschichte unserer Heimat. Ihnen geht es um Hass und Zwietracht.

Ihre Verdienste im Wendeherbst 1989 sind unbestritten. Konstruktiv am Aufbau der demokratischen Nachwendegesellschaft mitzuarbeiten, so meine Einschätzung, war ihr Ding allerdings nicht.

Jetzt beweisen sie sich gegenseitig die Richtigkeit ihrer Aussagen und Wertungen aus der damaligen Zeit ohne andere Kommissionsmitglieder mit einzubeziehen.

Das ist unredlich.

Was mich betrifft, ich stehe zu meiner Verantwortung vor, während und nach der Wende.

Reden statt schweigen: Ich fordere Pedro Hertel als damaligen Vorsitzenden der Kommission auf, an Hand der Protokolle die Arbeit offen zu legen. Über Einzelpersonen und Schicksale hinaus kann dies ein ganz wichtiger Beitrag zur Charakterisierung der DDR sein und die Debatte zum Thema „Unrechtsstaat“ qualifizieren.

In der Zeit der französischen Revolution 1789 haben solche Kommissionen für den Nachschub an den Guillotinen gesorgt. Ich habe mich 200 Jahre später der friedlichen Revolution verpflichtet gefühlt – Keine Gewalt! Diese Verpflichtung schließt meiner Überzeugung nach die 2. Chance mit ein. Frank Kuschel, als damals 28-jähriger junger Mann und dreifachen Familienvater hat diese Chance verdient. Er hat kein Parteiamt, aber seit 2004 ein Landtagsmandat und damit alles Recht der Welt als Abgeordneter des Thüringer Landtages an der Wahl zum Ministerpräsidenten teil zu nehmen. Das hat er 2014 genauso gemacht wie 2009 und 2004. Damals wie jetzt war diese Wahl geheim.

Eckhard Bauerschmidt