Eckhard Bauerschmidt: Das Ilmenauer Modell vor dem Aus?

Möglicher Weise ja. Anders lässt sich die Situation nach der jüngsten Stadtratsdebatte nicht beschreiben. Mit der Aufnahme von Koalitionsverhandlungen der Parteien der Linken, SPD und B90/Grüne  zur Bildung einer Thüringer Landesregierung wird der Ilmenauer CDU ihr Dilemma immer bewusster:

2012 - die Wahl von Petra Enders zur Landrätin hat man Dr. Benno Kaufhold persönlich angelastet, der zu spät und zu ungeschickt agierend im Wahlkampf aufgetreten sei und sich mit dem Wahlsieg von Gerd-Michael Seeber getröstet.

2014 - die Kommunalwahl, im Stadtrat mit einem blauen Auge davon gekommen (die Verluste wurden dem Kandidaturverzicht von GMS zugeschrieben, man fühlte sich damit nicht unwohl, möglicherweise sogar als moralischer Sieger), zeigte man sich auch mangels anderer Perspektiven bei der Vergabe von Ausschussvorsitzenden an die Fraktionen von Linken und Bürgerbündnis generös. Für das schwache Abscheiden zur Kreistagswahl, wo solche Größen wie z. B. Thomas Fastner auf der Strecke geblieben sind, gibt es allerdings bislang noch keine Erklärung.

2014 - die Landtagswahl, brachte mit dem Sieg von Andreas Bühl, wenn auch äußerst knapp, zwar einen Erfolg auf Kreisebene. In Ilmenau war die CDU allerdings zum dritten Mal hintereinander in zwei Jahren nur 2. Sieger. Gewinner jedesmal die DIE LINKE.

Ilmenau, und das ist das Problem der Christdemokraten, mutiert von einer CDU-Hochburg zu einer Hochburg der Linken. Vergleicht man die Erststimmenergebnisse aller größeren Städte Thüringens, dann liegt Ilmenau hinter Suhl und Gera mit auf Platz 3 und das trotz massiven persönlichen Einsatzes des Oberbürgermeisters und des Stadftratsvorsitzenden bei der Unterstützung ihres Kandidaten Andreas Bühl.

Die an Sachthemen und jenseits ideologischer Barrieren orientierte Arbeit der Ilmenauer Linken wird nunmehr als Gefahr für das eigene politische Überleben gesehen. Zumal für 2018 zur Oberbürgermeisterwahl der geeignete Nachfolger noch gefunden und in Stellung gebracht werrden muss.

Der bislang treueste Verbündete, die Ilmenauer SPD, schwankt zwar noch (noch ist nicht zu erkennen, ob sich die Ilmenauer Sozialdemokraten mehr hinter ihrem Stadtvorsitzenden Sandmann oder dem Fraktionsvorsitzenden Prof. Schramm sammeln), aber allein, dass sie schwanken verbreitet schon Unruhe im christdemokratischen Lager.

Und das lässt sie um sich schlagen, auch auf die Gefahr hin, dass die erfolgreiche Zusammenarbeit im Stadtrat aufgekündigt werden muss. Mit "Suchet der Stadt Bestes!", einer Losung der 1989-er Revolution hat das allerdings nichts zu tun. Hier steht Parteienegoismus vor den Interessen der Stadt! Das darf nicht zugelassen werden.